Seit vielen Jahren fordert nicht nur die Interessengemeinschaft Rosenheim-Nord einen transparenten und ergebnisoffenen Dialog über die Zukunft der Freiflächen im Rosenheimer Norden zwischen Hochschule und dem Südrand von Westerndorf.

Das Thema beschäftigt Rosenheim schon viele Jahre. Während anfänglich ausschließlich von einem großen Nahversorgungszentrum (NVZ) gesprochen wurde, hat sich im Laufe der Jahre der Fokus auf verschiedene andere Nutzungen erweitert, an großflächigem Einzelhandel in Verbindung mit einer für motorisierten Verkehr optimierten Erschließung wurde jedoch stets festgehalten.

Mit einer ausführlichen Pressemeldung begründet die IG ihre wesentlichen Standpunkte dazu: Erhalt der Grünzäsur zwischen Stadt und Westerndorf und Verhinderung von großflächigem Einzelhandel.

Flächenmäßig geht es allein westlich der Hubertusstraße immerhin um ein Gebiet, das weite Teile der Rosenheimer Innenstadt vom Gillitzerblock bis zum Ludwigsplatz inklusive Heilig-Geist-Straße und Riedergarten in sich aufnehmen könnte.

Am 24. April 2024, wenige Tage vor Beginn der ISEK-Bürgerbeteiligung, wurde im Rosenheimer Stadtrat mehrheitlich beschlossen, die für das Areal bestehenden Bebauungspläne aufzuheben, eine Veränderungssperre zu erlassen und ein neues B-Plan Verfahren zu beginnen, für das bereits sehr konkrete Erschließungswege und Baufelder in der vorgestellten Planung vorgegeben sind.

Nicht nur für die IG Rosenheim-Nord ist dieses Vorgehen und insbesondere der Zeitpunkt unverständlich und eine große Enttäuschung, da es eine ergebnisoffene Diskussion und echte Bürgerbeteiligung, z.B. im Rahmen des bereits angelaufenen ISEK, unmöglich macht. Man stellt sich daher die berechtigte Frage, wie ernst es die Stadt mit dem Mitspracherecht der Bürger, der Beteiligung beim Stadtentwicklungskonzept und dem Slogan „Wir machen Rosenheim“ wirklich meint.

Der neue B-Plan Entwurf sieht nach wie vor großflächigen Einzelhandel vor. Dieser wird voraussichtlich zusätzlichen Auto- und Lastverkehr erzeugen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht positiv auf die bestehende Nahversorgung in den angrenzenden Quartieren auswirken.

Zudem scheint das bislang gültige Prinzip, an Rosenheim angrenzende Ortsteile durch deutliche bauliche Zäsuren städtebaulich abzugrenzen, nun hinfällig zu sein. Die neuen Baufelder schließen nahtlos an den Süden Westerndorfs an.

Haben Sie Vorstellungen zur Entwicklung des Areals oder der angrenzenden Stadtteile? Hier können Sie die Ideen-Karte des ISEK-Beteiligungsportals nutzen und einen Eintrag erstellen!

Zur Beteiligung beim Rosenheimer ISEK

Mit dem aktuellen Entscheid und dem Start des B-Plan Verfahrens entsteht leider der Eindruck, dass bei diesem Entwicklungsprojekt nach wie vor kein ergebnisoffener Austausch mit den Rosenheimer Bürgerinnen und Bürgern gewünscht ist.

Am 6. Mai hat die Stadtratsfraktion von Bündnis90/Die Grünen zusammen mit ÖDP Stadtrat Horst Halser die Presse über einen Antrag zur Aufstellung des Bebauungsplanes 204 „Marienberger Straße Nord“ informiert. Es wird eine komplett neue Rahmenplanung ohne Vorfestlegungen und Beeinflussung von früheren Planungen und etwaigen Bauwerbern gefordert, sowie die Berücksichtigung von laufenden und bestehenden Konzepten, wie dem gerade erst erstellten Klimawandelanpassungskonzept oder dem nun laufenden ISEK. Im Antragstext heißt es zum Planungsgebiet: Es ist damit das größte zusammenhängende Gebiet, für das wir in Rosenheim derzeit noch Entwicklungsmöglichkeiten haben. Das Gebiet befindet sich im Bezugsfeld zwischen der Fachhochschule und dem Stadtteil Westerndorf St. Peter und wird, wenn es bebaut wird, den gesamten Rosenheimer Norden beeinflussen. Auf Grund seiner Größe und seiner Bedeutung ist hier eine intensive und von Experten geleitete Analyse und die Erarbeitung von Entwicklungskonzepten dringend geboten.

(ai) Illustration Bürgerpark

Die alternative Idee eines Grünflächenbandes von Ost nach West, vielleicht sogar in Gestalt in eines „Bürgerparks“, die die IG Rosenheim-Nord seit vielen Jahren in die Diskussion einbringen möchte, scheint damit endgültig vom Tisch, wenn es nach dem Willen der Stadtratsmehrheit geht. Auch dieser Vorschlag würde neue Bebauung am nördlichen Stadtrand ermöglichen, allerdings in geringerem Umfang und ohne ein Sondergebiet für Einzelhandel, dafür zugunsten einer Grünzäsur und attraktiven öffentlichen Flächen.

Wer ist IG Rosenheim-Nord?

Auf ihrer Internetseite formuliert die Interessengemeinschaft (IG) Rosenheim-Nord die Ziele des Vereins:

  • die Förderung des Umwelt- und Landschaftsschutzes und Erhaltung von Tier – und Pflanzenwelt im Rosenheimer Raum,
  • der Erhalt der bestehenden Einzelhandelsstruktur im Norden der Stadt Rosenheim (z.B. Westerndorf, Mitterfeld und Lessingstraße)
  • Sowie die Erhaltung des dörflichen Charakters von Westerndorf St. Peter

Zur Erreichung dieser Ziele informiert die Interessengemeinschaft die Bevölkerung durch Veranstaltungen und unterstützt Aktionen, die dem Vereinszweck dienen.