Die Bürgerinitiative Happinger See engagiert sich weiterhin für eine konsequent gemeinwohlorientierte Zukunft des Naherholungsgebiets und setzt sich für Transparenz und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Planungsprozessen rund um die Zukunft des Seehotels ein.
Aktuell will auch ein gemeinsamer Antrag der Stadträte von Grünen, ÖDP und FDP an OB März für mehr Klarheit sorgen. Unter anderem wird der Verwaltung die Frage gestellt, ob für einen Hotelneubau bereits ein baurechtliches Verfahren eingeleitet wurde und ob Untersuchungsergebnisse zum Zustand des Bestandsgebäudes vorliegen. Mit Antworten ist erst im neuen Jahr zu rechnen.
Was seit der erfolgreichen Online-Petition gegen das vom OB unterstützte Vorgehen (Reden über Rosenheim hat berichtet) geschehen ist, kann auf der Internetseite der BI unter anderem anhand von Gesprächsprotokollen ausführlich nachvollzogen werden. Nach Darstellung der BI seien in Gesprächsrunden mit Vertretern der Rosenheimer Parteien zunächst erfreuliche Zusagen gemacht worden, die nun allerdings von CSU und SPD nicht eingehalten würden.
Im folgenden Text fassen die Initiatoren der Petition ihre Sicht auf den aktuellen Stand der Dinge zusammen und bitten um Unterstützung bei ihren nächsten Vorhaben:
Bekanntermaßen will die Stadt Rosenheim das ehemalige Seehotel Hubertus am Happinger See in Erbbaurecht an einen privaten Investor vergeben, um dort „eine Gaststätte mit 10 bis 15 Zimmern“ zu errichten, so OB März.
Auf Rückfrage bei der Bürgerversammlung in Happing betonte OB März, dass er nur die Möglichkeit Abriss, Neubau und Erbbaurecht sieht. „Das heißt jetzt nicht, dass die Stadt kein Geld hat, aber es geht darum, was priorisiert wird und da gibt es meiner Meinung nach wichtigere Baumaßnahmen als die Seegaststätte am Happinger See“, so der OB.
Auch wir sind der Meinung, dass es auf dieser Welt wahrlich wichtigere Themen gibt, auch in unserem Land und ebenso in Rosenheim. Andererseits ist gerade unter den Gesichtspunkten der Belastung durch den Klimawandel und der Verkehrsvermeidung ein attraktives Naherholungsgebiet sicher ein nicht zu unterschätzendes Kapital für Rosenheim. Und hier gehen die Meinungen noch einmal weit auseinander, denn wir sehen im Gegensatz zum OB durchaus keine Aufwertung in der Wiedererrichtung einer Gaststätte am Happinger See, ob mit oder ohne Fremdenzimmer. Wie die Vergangenheit zeigte, führte dies bereits zu Konflikten, zum Beispiel begrenzte Öffnungszeiten zwischen 8:00 und 22:00 Uhr für den Badebereich.
Wir sehen aber auch, dass der Abriss des bestehenden Gebäudes eine Menge „grauer Energie“ vernichtet und zudem ein Neubau durch CO²-Belastung dem Staatsziel „Bayern Klimaneutral 2040“ widerspricht. Daher haben wir in der letzten Zeit mit den Vorsitzenden einiger Rosenheimer Stadtratsfraktionen (CSU, FW, SPD, Grüne, FDP, ÖDP) Einzelgespräche und dann ein Gespräch am runden Tisch geführt, um für unseren Plan zu werben, Alternativvorschläge durch Studierende der TH Rosenheim als Masterarbeiten erstellen zu lassen und diese in einem öffentlichen Rahmen zu präsentieren und zu diskutieren. Durch Kontakte zum Fachbereich Innenarchitektur wurde diese Zusammenarbeit möglich.
In dem Gespräch am runden Tisch wurde laut unwidersprochenem Protokoll die Unterstützung zugesichert. Man wolle keine Entscheidung treffen bis zum Abschluss der Arbeiten am Ende des Wintersemesters 2024/2025.
Leider stehen die Vorsitzenden der Fraktionen von CSU und SPD nun nicht mehr zu diesen Aussagen.
Bei der Übergabe der Petitionslisten mit über 4.300 Unterschriften am 17.10.2024 wollte sich OB März auf keine Zusage einlassen, mit einem Abschluss des Verfahrens zu warten, bis die Masterarbeiten vorliegen (zugesagt für den 22.01.2025) und diskutiert wurden. Sollte „das Verfahren“ vor der Fertigstellung der Arbeiten abgeschlossen sein, dann würde eine Entscheidung fallen.
Mit den aktuellen Mehrheiten im Stadtrat ist die Richtung klar, in die es laufen würde: Vergabe in Erbbaurecht an den einzigen Interessenten, mit dem bisher verhandelt wurde.
Auch auf eine öffentliche Ausschreibung, um weiteren Interessenten eine Chance für ein Angebot zu geben, wollte der OB sich nicht festlegen.
Es hat sich also aus unserer Sicht sehr wenig bewegt, weiterhin wird die Vergabe in Erbbaurecht von einer Mehrheit des Stadtrats als einzige Möglichkeit gesehen, ja sogar als „Aufwertung“ bezeichnet. Wir aber sind weiterhin der Meinung, dass das Grundstück komplett in der Hand der Rosenheimer Bürger und Bürgerinnen bleiben sollte und dass die für uns optimale Lösung ein kleiner Kiosk mit Sanitäranlagen wäre.
Eine Nutzung als sogenannter „dritter Ort“ mit gemeinwohlorientierter Belegung des Bestandsgebäudes im Rahmen einer Stiftung oder eines Vereins wäre eine Option, solange die Nutzung mit den Belangen des Landschaftsschutzgebietes und der Naherholung vereinbar ist und kein wesentlicher zusätzlicher Druck aus Nutzung und Verkehrsaufkommen zu erwarten ist.
In einer der letzten Sitzungen winkte die Stadtratsmehrheit die Errichtung eines großflächigen Stellplatzes für bis zu 39 Wohnmobile an der Zufahrt zum Happinger See (rechts nach dem Bahnübergang) durch. Eigenartig, dass Geld für dieses Projekt vorhanden ist, das wohl kaum einem Rosenheimer Nutzen bringt. In jedem Fall wird es aber den Druck auf den Happinger See und auch die Verkehrsbelastung für die Anwohner erhöhen.
Wir sollten uns bewusst sein, dass der Happinger See trotz seiner Entstehung als Baggersee auf Grund der Lage und der hervorragenden Wasserqualität ein absolutes Privileg ist, das wir in keiner Weise gefährden sollten. Bereits jetzt ist der Druck enorm, mehrere hundert parkende Fahrzeuge an einem schönen Wochenende zeigen, dass eine Grenze erreicht ist. Die geplante stärkere wirtschaftliche Nutzung und Erweiterung der Infrastruktur stellt einen schwerwiegenden Eingriff in das naturnahe Naherholungsgebiet dar.
Was planen wir als nächste Schritte:
- Einreichung einer Petition an den Bayerischen Landtag zum Thema „Für den Erhalt des Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiets Happinger See“
- Ausarbeitung eines Bürgerbegehrens, um den Happinger See als ruhiges Naherholungsgebiet zu erhalten und Start der Sammlung von Unterschriften für das Bürgerbegehren.
Dafür können wir jede Hilfe gebrauchen, denn die Unterschriften müssen auf Listen gesammelt werden, es gibt keine Online-Eintragung.
Bildrechte: BI Happinger See
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Rosenheimer Forum
Das Rosenheimer Forum für Städtebau und Umweltfragen e.V. versteht sich als Forum für die Diskussion und die ideelle Förderung des Städtebaus und des Baugeschehens in der Stadt Rosenheim und in ihrem Umland. Zu Fragen der Stadtentwicklung gehören im Sinne der Nachhaltigkeit auch Umweltfragen sowie politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge.
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